Informal Education Die Wurzeln des offenen Unterrichts
Zwei Entwicklungsstränge aus England tragen zur Entstehung des offenen Unterrichts bei. Das ist die Einrichtung von Robert Owens, der die Tradition der Infant School für kleine Kinder (von 5 bis 7 Jahre) eingerichtet hat. Diese Infant Schools (gehören zur Primaryschool) bilden den Ausgangpunkt für jenes Konzept, das wir heute „Offener Unterricht“ nennen (vgl. Göhlich 1997, S. 26 ff).
Jena-Plan von Peter Peterson (1884 1952)
Auch der Jena Plan von Peter Petersen wird oft als Vorbild für Offenen Unterricht gesehen. Er ersetzt die Schulklasse durch Stammgruppen in welchen SchülerInnen unterschiedlichen Alters lernen. Damit wollte Petersen die natürlichen altersgemischten Gruppen auch für Erziehung und Lernen in der Schule ausnutzen (vgl. Grünberger 1999, S. 63ff).
„Öffnung heißt …, dass Kinder mit ihren Lernmöglichkeiten und ihren Einstellungen, mit ihrer Begeisterung für die Sache im Mittelpunkt des Unterrichts stehen. Es ist zunächst also eine Öffnung für die Vorschläge und Ideen der Kinder, so dass die Unterrichtsergebnisse deutlich als eigene Leistungen und eigene Lösungen erfahren werden.“
Der „Offene Unterricht“ strebt als Alternative zu dem geschlossenen, zielorientierten Unterricht eine Veränderung der Lernkultur an, die die SchülerInnen besser auf die Anforderungen des heutigen Lebens vorbereitet. Dabei sind lebenslanges und selbstständiges Lernen und soziale Fähigkeiten besonders wichtig (vgl. http://www.uni-stuttgart.de7pae7edl7index.php?
KapitelReferenzID=286&PHPSESSID=
f9bf0f9dfd2c1cc6e69d16c0da205fd3).
Aus diesem Grund soll „Offener Unterricht“ das kognitive, affektive und psychomotorische Lernen fördern. Weiters wird die Kreativität, Eigenverantwortung und Eigentätigkeit und somit die Selbstständigkeit gefördert. Durch diese Selbstständigkeit werden auch wichtige Schlüsselqualifikation wie selbstständiges Handeln und Lernen, Arbeiten in der Gruppe, Denken in Zusammenhängen, Probleme zu lösen oder die Bereitschaft Verantwortung und Leistung zu übernehmen, erfüllt (vgl. http://www.oberschulamt-freiburg.de/
gym/schulent/multis/multi.htm).
Durch den „Offenen Unterricht“ soll das Lernen verbessert werden. Dabei sind folgende Aspekte von wichtiger Bedeutung:
(vgl. http://gw.eduhi.at/didaktik/woess/ou/ou.htm).
Der/Die LehrerIn muss sich in drei Richtungen öffnen:
Weitere Voraussetzungen:
SchülerInnen müssen Interesse zeigen und den Mut haben zu allen Lernbereichen Fragen zu stellen
SchülerInnen müssen eine gewisse Disziplin und Hilfsbereitschaft aufbringen
Neugier zu einer neuen Unterrichtsform ist am wichtigsten
(vgl. Grünberger 1999, S. 49ff)
Die optimale Raumorganisation für den offenen Unterricht ist ein sinnvoll gegliederter Großraum.
Die Raumorganisation muss offen sein, um wechselnde Gruppenbildungen und gruppenübergreifende Lehrer- und Schülerkontakte zu ermöglichen, und sie muss strukturiert sein, um verschiedene Lerngruppen zu gleicher Zeit unterschiedliche Lernaktivitäten zu ermöglichen (vgl. http://bidok.uibk.ac.at/library/wocken-offener_u.dbk).
Das heißt, dass der Klassenraum so gestaltet werden muss, dass er für SchülerInnenaktivitäten anregend wirkt und gern aufgesucht wird (vgl. Grünberger 1999, S. 70). Eine derartig freundliche Atmosphäre erzielt man mit beispielsweise gemütlichen Sitzecken. In diesem unterteilten Großraum können je nach Bedarf eine Leseecke, Ruhezone, Spielfläche, Werk-Bastel- und Malbereich, Gesprächskreis, Ecke mit Radio, Kassettenrekorder und Kopfhörer und ein Bereich, der zum Forschen anregt, eingerichtet werden. Durch diese verschiedenen Bereiche in einem Raum, die noch dazu unterschiedlich gestaltet und eingerichtet sind, können unterschiedliche Zugänge zum Lernen ermöglicht werden (vgl. http://bidok.uibk.ac.at/library/wocken-offener_u.dbk).
Wochenplan
Der Wochenplan ist die häufigste Form des Offenen Unterrichts, die in der Praxis vorzufinden ist. Ein Wochenplan, eine von der Lehrperson zusammengestellte Liste, enthält meisten Pflichtaufgaben und freie Angebote. Die LehrerInnen geben den Inhalt der Tätigkeit vor und die SchülerInnen können sich die Reihenfolge, den Zeitumfang und die Kooperation frei wählen. Der Wochenplan kann für alle SchülerInnen die gleichen Aufgaben enthalten oder er wird individuell für den/die SchülerIn einzeln angefertigt (vgl. Hoffmann/Moser 2002, 34f); (vgl. Bonk Michaela 2003, 64f). Der Wochenplan enthält außerdem Angaben über den zeitlichen Rahmen innerhalb dessen das Aufgabenprogramm zu bearbeiten ist (im Regelfall: eine Woche). Er enthält auch Hinweise auf die zu wählende Sozialform und zur Art der Aufgabenkontrolle (Selbst- bzw. Lehrerkontrolle oder Aufforderung zur Präsentation der Arbeit vor der gesamten Gruppe. (Hoffmann/Moser 2002, S. 34)
Freiarbeit
Die Freiarbeit ermöglicht im Vergleich zu allen anderen Varianten des Offenen Unterrichts den größten Freiraum. Freiarbeit bedeutet die freie Wahl der Arbeitsmittel. Die LehrerInnen geben nur wenige Vorgaben. Zusätzlich haben die SchülerInnen die Möglichkeit sich für eine Sozialform selbst zu entscheiden (vgl. Hoffmann/Moser, 2002); (vgl. Bonk Michaela 2003, S.63). In der Freiarbeit verändern sich die Rollen der SchülerInnen und LehrerInnen. Der/Die LehrerIn tritt von der Rolle des Lehrstoffvermittlers zurück und begibt sich auf die Position des Beobachters. Wenn es nötig ist, greift er/sie ein um zu helfen und zu unterstützen (vgl. Bonk Michaela 2003, 63).
Projektunterricht
Es soll gemeinsam ein Projektthema gefunden werden. Dabei können die Interessen der Schüler berücksichtigt werden. Die Arbeit wird von den LehrerInnen und SchülerInnen gemeinsam geplant. Ziel ist die Selbstständigkeit der Gruppe. Grundlage der Projektarbeit sind die gemeinsam formulierten Projektziele. Zu Beginn soll schon entschieden werden, was mit dem Projekt erreicht werden soll, in welcher Zeit das Projekt fertig sein soll und wer für was verantwortlich ist. Die SchülerInnen lernen Neues über ein Thema und entwickeln geeignete Arbeitsformen in Gruppen. Das Lernen ist nicht nur auf den Bereich Schule begrenzt, sondern auch auf das gesellschaftliche Umfeld. Es ist die fachliche Kompetenz der LehrerInnen und die Hilfestellung bei der Strukturierung von Planungs- und Entscheidungsprozessen gefragt. Es sollen möglichst alle Sinne bei der Projektarbeit miteinbezogen werden. (vgl. Bonk Michaela 2003, S. 62ff)
Stationsbetrieb
Beim Stationsbetrieb wird ein Unterrichtsthema von der Lehrkraft im mehrere Teile zerlegt. Diese werden dann an verschiedenen Lernstationen im Klassenzimmer übersichtlich angeboten. Die SchülerInnen können zwischen den einzelnen Lernstationen wechseln. Jede Lernstation sollte mit unterschiedlichen Arbeitsmaterialien und mit den Arbeitsaufträgen ausgestattet sein. Die SchülerInnen müssen jedoch immer das Gesamtziel der Unterrichtseinheit im Auge behalten. Die SchülerInnen können gewöhnlich die Aufgaben zu zweit oder zu dritt lösen. Der Stationsdurchgang kann entweder selbst gewählt werden oder er wird von der Lehrkraft vorgegeben. Der vorgegebene Durchgang ist zwingend, wenn die an den Stationen angebotenen Teile des Unterrichtsthemas schrittweise und mit zunehmender Komplexität zum Gesamtergebnis der Unterrichtseinheit hinleiten. Bei der Planung des Projektunterrichts ist besonders darauf zu achten, dass es am Anfang und auch während des Unterrichts zu keinem Stau und Leerlauf kommt. Die Lehrkraft kann sich bei den Aufgaben der Stationen zwischen Pflicht- und oder Wahlaufgaben entscheiden. Im Idealfall gibt es immer mehr Stationen als Schülergruppen, dass auch jede Gruppe auch an einer Station arbeiten kann. Beim Stationsbetrieb soll die Aufgabenkontrolle möglichst durch die SchülerInnen selbst durchgeführt werden. (vgl. http://gw.eduhi.at/didaktik/woess/ou/ou)
Bücher:
Bonk, M. (2003): Integration behinderter Kinder im Volksschulalter Hemmende und fördernde Faktoren. Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades in der Studienrichtung Soziologie. Vöcklabruck.
Göhlich, M. (1997): Offener Unterricht. Community Education. Alternativschulpädagogik. Reggiopädagogik. Die neuen Reformpädagogiken. Geschichte, Konzeption, Praxis. Weinheim und Basel: Beltz Verlag.
Grünberger, I. (1999): Schule als Lern-Spiel-Platz. Gesellschaftliche Begründung, didaktische Rechtfertigung und praktische Erfahrungen mit Offenem Lernen. Diplomarbeit. Johannes Kepler Universität Linz.
Hoffmann, Franz.; Moser, Gerlinde (2002): Offenes Lernen Planen und Coachen Ein Handbuch für LehrerInnen und Lehrer der Sekundarstufe. Veritas-Verlag Linz.
Prexl, U. (WS 05/06): Unterlagen aus Einführung in die Didaktik. LV. Nr.: 232.362.
Internet:
Dipuis, B. u.a. (2004): Offener Unterricht am Gymnasium. Online im Internet: http://www.oberschulamt-freiburg.de/gym/
schulent/multis/multi.htm (05-12-08)
Schnieders, K. u.a. (2005): Offener Unterricht , Freiarbeit , Wochenplanarbeit und (05-12-08)
Schumm, D.; Schick, F. (2005): Offener Unterricht. Online im Internet: http://www.uni-stuttgart.de/pae/edl
/index.php?SeminarID=41&ThemenID=81&PHPSESSID
=e1d40c8e69caf7a7b4c03e6561d90697 (05-11-28)
Schumm, D.; Schick, F. (2005): Offener Unterricht. Online im Internet: http://www.uni-stuttgart.de/pae/edl/index.php?
SeminarID=41&ThemenID=81&KapitelID=286&PHPSESSID=
e1d40c8e69caf7a7b4c03e6561d90697 (05-12-08)
Sitte, W. (2000). Offener Unterricht in Geographie und Wirtschaftskunde. Online im Internet: http://www.gw.eduhi.at/didaktik/woess/ou/ou.htm (05-11-28)
Wocken, H. (2002): Offener Unterricht. Online im Internet: http://bidok.uibk.ac.at/library/wocken-offener-u.dbk (05-11-28)