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Mit dem Begriff Klima bzw. Unterrichtsklima wird die Qualität der Beziehungen zwischen Lehrer-Schüler und Schüler-Schüler verstanden. Das richtige Klima soll dazu beitragen um den besten Lernerfolg zu erzielen. (Meyer, 2005, S. 47)
Definition:
„Ein lernförderliches Klima bezeichnet eine Unterrichtsatmosphäre, die gekennzeichnet ist durch:
Unterricht geschieht in einer von Menschen geschaffenen Umwelt, in Klassenräumen und in Schulgebäuden. Es dürfte kaum jemanden verborgen bleiben, in welchem Ausmaß selbst Schulgebäude die Erziehungsphilosophie einer Zeit widerspiegelt. Inhibiert eine schön ausgestattete Schule schon rein von der Attraktivität der Umgebung her aggressives Verhalten? Viele Schulgebäude neuerer Art sind unter der Annahme entstanden, dass es eben solche Auswirkungen der Architektur gibt. Außerdem unbestritten ist, dass kleinere Klassen das Unterrichten erleichtern. Auswirkungen auf die Effektivität und auf das soziale Klima konnten allerdings bisher nicht festgestellt werden. (vgl. Fend, S. 27ff)
Die sachliche und personelle Ausstattung einer Schule
Untersuchungen ergaben, dass Gesamtbudget der Schule, die Lernressourcen was Bibliothek und Lernmittel angeht, die Lehrer-Schüler Relationen, das Verhältnis von Männern und Frauen an einer Schule und die Länge der Ausbildung der Lehrer nur 4-5% der Leistungsunterschiede bei Schülern erklären können. (vgl. Fend, S. 27ff)
Die Sitzordnung einer Gruppe von Menschen beeinflusst den Gesprächscharakter. Das Gefühl der Geborgenheit ist von der Gestaltung des Raumes abhängig. Zu diesen und ähnlichen Fakten hört man of den Begriff psychologische Ökologie.
Indikatoren für lernförderliches Klima:
Nun einige Ergebnisse welche Effekte das Klima auf die Schülerzufriedenheit oder die Lernergebnisse haben.
Gerechtigkeit: Ungerechte Lehrer sind besonders unbeliebt.
Fürsorge: Es gibt positive Schülerurteile über Lehrer, die sich um Schülerinnen und Schüler kümmern, die Probleme haben oder nicht richtig klarkommen.
Verantwortungsübernahme: Die Übernahme von Aufgaben wie Klassensprecher, Beteilung an Schulvollersammlungen, zeigt großes Interesse bei den Schülern.
Humor: Humor ist für Lehrer ein gutes Mittel um Stress bewältigen zu können und zur Sicherung von Unterrichtskompetenz.
Geschlechtsspezifische Unterschiede: Es ist nachgewiesen, dass Buben konkurrenzorientierter als Mädchen sind und Auseinandersetzungen, verbal und körperlich, suchen.
Selbstvertrauens- und Selbstwirksamkeitskonzepte: Ein starkes Selbstvertrauen erhöht die Lernbereitschaft und –fähigkeit. Die Schülerinnen neigen eher dazu, die eigenen Fähigkeiten zu unterschätzen und nicht in den Vordergrund zu stellen. Sie haben ein gering entwickeltes Selbstwirksamkeitskonzept.
Selbst- und Fremdeinschätzungen: Die meisten Lehrerinnen und Lehrer gehen davon aus, dass ihr Verhältnis zu den Schülern ein gutes ist. Das ist aber meistens eine Selbsteinschätzung der Lehrer, und Schülerurteile weichen häufig davon ab (vgl. Meyer, 2005, S. 47f).
Auch eine Studie von Christi Bergin (University of Missouri) im Jahr
2009 wies nach, dass StudentInnen und SchülerInnen, die eine positive
Bindung zum Unterrichtenden hatten, in Prüfungsarbeiten deutlich besser
abschnitten als solche, denen eine solche Bindung fehlte. Offensichtlich
führt ein hoher Wohlfühlfaktor beim Lernen zu einer besseren Leistung,
was auch allgemein im Arbeitsleben und für Menschen als soziale Wesen
allgemein gilt.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Leipzig, der
University of Wisconsin-Madison in den USA und des Center for Social
Sciences in Budapest hatten eine Feldstudie mit rund 3000 Schülern der
3. bis 8. Klassen in Ungarn durchgeführt. Für das Experiment wurden die
Kinder und Jugendlichen im Alter von etwa 8 bis 17 Jahren im
Klassenzimmer zufällig nebeneinanderplatziert. Ein Halbjahr lang mussten
die Schülerinnen und Schüler so sitzen bleiben – und am Ende angeben,
wer ihre besten Freundinnen oder Freunde sind. Das Ergebnis: Tatsächlich
freundeten sich die jungen Probandinnen und Probanden häufiger
miteinander an, wenn sie nebeneinandersaßen. Die Wahrscheinlichkeit
stieg von 15 auf 22 Prozent. Das galt auch für Schüler, die eher
unterschiedlich waren – wenn auch seltener.
Dass sich Kinder und Jugendliche mit ähnlichem Hintergrund miteinander
anfreunden und auch zusammensitzen wollen, sei erst einmal normal, sagt
die Psychologin Julia Rohrer von der Universität Leipzig, eine der
Studienautorinnen. »Das Phänomen nennt sich Homophilie – gleich und
gleich gesellt sich gern.« Dadurch würden Ungleichheiten allerdings auch
verstärkt, sagt Rohrer. Gemeint ist etwa: Schülerinnen und Schüler mit
Lernschwierigkeiten landen auch im Klassenzimmer beieinander und können
sich gegenseitig nicht helfen. Wer dagegen ohnehin schon gut ist, lernt
zusammen mit seinen Freunden, den anderen Spitzenschülern. Tatsächlich
war der Effekt bei Schülerinnen und Schülern mit unterschiedlichen
Schulleistungen sogar noch etwas größer als im Durchschnitt. Die
Wahrscheinlichkeit, dass sie sich anfreundeten, stieg bei einer
festgelegten Sitzordnung um sechs Prozentpunkte auf 17 Prozent.
Inwiefern Kinder und Jugendliche mit schwachen Schulleistungen davon
profitieren, neben Spitzenschülern zu sitzen, lässt sich anhand der
Studie nicht beantworten. »Das wollen meine Kollegen anhand der Daten
noch erforschen«, sagt Rohrer. Sie hofft allerdings, dass diverse
Freundschaften gerade Kinder mit Lernschwierigkeiten helfen können oder
zum Abbau von Vorurteilen führen – etwa gegenüber dem anderen
Geschlecht. In dieser Hinsicht gibt es offenbar noch einiges zu tun:
Saßen etwa Mädchen und Jungen nebeneinander, verdoppelte sich die
Wahrscheinlichkeit einer Freundschaft zwar auch, allerdings auf sehr
niedrigem Niveau von zwei auf knapp vier Prozent. Lehrer können in
Schulklassen auf simple Art und Weise eingreifen und so ein diverseres
Freundschaftsnetzwerk schaffen, von dem gerade benachteiligte Schüler
profitieren könnten. Wichtig ist vor allem, dass es keinen Zwang bei der
Sitzordnung gibt, denn im Klassenraum sind die Kinder ohnehin auf
engstem Raum zusammengepfercht, da sollten sie nicht auch noch neben
jemandem sitzen, den sie nicht mögen. Durch Nähe könnten zwar
Freundschaften entstehen, aber auch viele negative Effekte. Auch spüren
Kinder und Jugendliche, welche Rollen ihnen von den Lehrern zugewiesen
werden, denn dem Störenfried ist bewusst, warum er neben der
vermeintlichen Streberin sitzt. Das ist auch eine Überfrachtung von
Schülerrollen. Man kann von einem Kind nicht verlangen, dass es bei
anderen für bessere Leistungen sorgt, denn das ist schließlich Aufgabe
der Lehrenden – und die könnten auch ohne Sitzordnung Kinder und
Jugendliche zusammenbringen, die nicht unbedingt befreundet sind. Das
funktioniert gut bei Projekten, bei denen alle das gleiche Ziel haben,
etwa bei Referaten. daher ist es sinnvoll, dass die Lehrenden Gruppen
festlegten, um unterschiedliche Leistungsniveaus oder Freundesgruppen zu
mischen.
Meyer, Hilbert (2005). Was ist guter Unterricht? (S. 47-54). Berlin: Cornelsen Verlag
Fend, H. Schulklima Soziale Einflussprozesse in der Schule (S. 27ff).
https://www.merkur.de/leben/was-sitzordnungen-mit-schulnoten-zu-tun-haben-zr-90929929.html (21-08-22)